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Warnung vor Lehrmaterial des Klettverlags

Wolfgang Nellen
Posted: 07. November 2015 um 04:00 Uhr
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15. Jul. 2008

Durch Zufall sind wir auf ein Arbeitsblatt des Klett Verlags gestoßen, das in haarsträubender Weise Falschinformationen von Lobbyorganisationen als Unterrichtsmaterial anbietet. Es ist zu befürchten, dass viele Lehrerinnen und Lehrer das Material abgespeichert haben und nach wie vor in gutem Glauben verwenden. Das „Infoblatt Reis ist Leben“ ist inzwischen von der Webseite des Verlags verschwunden. Es hat aber mindestens vier Jahre Unheil angerichtet und der Schaden ist nicht abschätzbar.
Unser Statement dazu:

Warnung vor Lehrmaterial des Klett Verlags

Unter http://www2.klett.de/sixcms/list.php?page=infothek_artikel&extra=TERRA-Online&artikel_id=88903&inhalt=klett71prod_1.c.1756139.de
hatte der Klett Verlag in der Reihe Terra-online das „Infoblatt Reis ist Leben“ ins Netz gestellt (Screen shot liegt vor). Dieses Infoblatt enthält falsche Daten. Es besteht die Vermutung, dass es sich um Propagandamaterial von Lobbygruppen handelt.

In dem Abschnitt „Gefahr Gentechnik“ heißt es u.a. „Eine Frau müsste 3,75 Kilo Reis pro Tag essen – und da sich diese Zahl auf das Trockengewicht bezieht, ergibt das rund 9 Kilo gekochten Reis.“
Diese Aussage ist falsch.
Ein Blick in Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Goldener_Reis) reicht aus um zu lernen, dass 50g Golden Rice 60% des Tagesbedarfs eines Kindes abdecken und damit die Gefahr einer Mangelerkrankung weitgehend ausschließen (Originalarbeit: http://ajcn.nutrition.org/content/96/3/658). Ähnliche Ergebnisse wurden bereits 2009 publiziert (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2682994/).

In dem Abschnitt „Gefahr Patentierung“ heißt es u.a. „Sollte nun gentechnisch veränderter Reis angebaut werden, so greifen weltweit wirksame Patente, die es den Bauern untersagen, daraus selber Saatgut heranzuziehen.“
Diese Aussage ist falsch.
Das Golden Rice Konsortium stellt Bauern das Saatgut kostenlos zur Verfügung. Bis zu einem Erntewert von 10.000 Dollar pro Jahr werden keine Patentgebühren erhoben. Die Bauern können gebührenfrei nachzüchten und die Golden Rice Eigenschaften auch in lokale Sorten einkreuzen. Bereits 2001 wurden Patente von Syngenta auf das Golden Rice Humanitarian Board übertragen, um die non-profit Vision der Erfinder zu realisieren (http://www.goldenrice.org/).

Weil das ganze Infoblatt auf diesen beiden falschen Kernaussagen aufgebaut ist, handelt es sich nicht um einen kleinen, entschuldbaren Fehler.

Es entsteht der starke Eindruck, dass das „Infoblatt Reis ist Leben“ bewusst der Agenda von politischen Parteien und Interessengruppen Vorschub leisten soll.

Der Klett Verlag hat mit dem „Infoblatt Reis ist Leben“ seine Sorgfaltspflicht und den Bildungsauftrag, den Schulmaterialien haben, umfänglich verletzt.
Viele Lehrerinnen und Lehrer haben das Infoblatt vermutlich als „zuverlässige Quelle“ für den Unterricht benutzt.

Wir warnen Lehrerinnen und Lehrer ausdrücklich, diese Materialien zu nutzen. Es ist nicht auszuschließen, dass auch bei anderen Texten des Klett Verlags Lobbygruppen Einfluss auf die Lehrinhalte genommen haben. Auf jeden Fall sind für den Unterricht sorgfältige Recherchen erforderlich, um den Wahrheitsgehalt der Materialien zu prüfen.

Nach unsererem Protest hat der Verlag das Blatt von der Webseite genommen. Eine Korrektur und eine Richtigstellung sind jedoch bisher nicht erfolgt.

Wolfgang Nellen
Posted: 13. November 2015 um 03:27 Uhr
Avatar von Wolfgang Nellen

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Unsere Kritik war sehr erfolgreich.
Der Klett-Verlag hat relativ schnell reagiert: das „Infoblatt Reis ist Leben“ wurde wenige Tage nach unserem Protest von der Seite genommen und ist inzwischen durch eine bessere Information ersetzt worden (http://www.klett.de/alias/1096602). Wir sind zwar noch immer nicht ganz glücklich damit, weil z.B. die teilweise sehr unsinnigen Vorschläge von Greenpeace kommentarlos als Alternativen für Golden Rice dargestellt werden. Wir haben dem Verlag angeboten, Verbesserungsvorschläge auszuarbeiten und das wurde dankbar angenommen – wir arbeiten dran und sind jedem für Vorschläge dankbar! Das neue Infoblatt schafft auf jeden Fall bessere Voraussetzungen für eine wissensbasierte Auseinandersetzung mit der Thematik!

Sollten Ihnen ähnliche Falschinformationen oder tendenziöse Propaganda in Lehrmaterialien auffallen: teilen Sie uns das mit! Der Erfolg bei Klett ermutigt uns, dass wir etwas ändern können!

 

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