Die neue rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen will „Niedersachsen gentechnikfrei halten“. Anscheinend soll das den Schulunterricht einschließen, denn das Schülerlabor-Projekt HannoverGen wird im Koalitionsvertrag ausdrücklich als beendet erklärt. Science Bridge ist sehr beunruhigt, dass eine erfolgreiche Schularbeit so schnell dem Farbenspiel der Politik zum Opfer fallen kann.
65% der Niedersachsen sind, laut einer FORSA Studie, die von Greenpeace in Auftrag gegeben wurde, „gegen Gentechnikunterricht im Klassenzimmer“. Die neue Landesregierung will dies umsetzen, indem sie ein Labor, das tausenden von Schülern die moderne Biologie näher gebracht hat, einstellt. Gleichzeitig wird im Koalitionsvertrag eine Verbesserung der Bildungslandschaft gefordert – das passt nicht! Eine rationale Bewertung der Gentechnik, ob in Medizin, Landwirtschaft oder Materialwissenschaft erfordert Grundlagenwissen. Diese Kenntnisse aus den Schulen zu verbannen, macht es sicherlich leichter, Schlagworte wie „gentechnikfreie Region“ in die Welt zu setzen. Dabei wird unterschlagen, dass wir z.B. in der Apotheke kaum auf gentechnisch hergestellte Medikamente verzichten wollen oder dass Waschmittel mit gentechnisch hergestellten Enzymen selbstverständlich geworden sind.
Was Gentechnik kann und was nicht und wie die Technologie zu bewerten ist, hat HannoverGen mit professioneller ethischer und didaktischer Unterstützung vermittelt.
Gentechnische Methoden sind im hessischen Curriculum für die Oberstufe festgeschrieben. Der Bedarf für die Unterstützung durch Schülerlabore ist gewaltig, weil Schulen weder die instrumentelle Ausstattung noch die experimentelle Erfahrung des Lehrpersonals bieten können. Science Bridge stellt seit mehr als 15 Jahren fest, dass Praxisunterricht in der Schule nicht nur das Verständnis für die moderne Biologie sondern auch die Bewertungskompetenzen verbessert. Zu fordern wäre, in Niedersachsen, in Hessen und anderswo, eine flächendeckende Unterstützung durch kompetente Schülerlabore, um auch Schulen außerhalb der Ballungsräume gleiche Chancen zu geben. Die ideologisch bedingte Einschränkung von Bildung ist kontraproduktiv.
Sie steht auch im Gegensatz zum Abschnitt „Leitgedanke Nachhaltigkeit“ in dem die Koalitionsvereinbarung „Dialog, Kooperation, Teilhabe und Mitbestimmung“ fordert.
Science Bridge e.V. ist ein kleines Schülerlabor und keineswegs mit einem großen Projekt wie HannoverGen vergleichbar. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter in Kassel sind jedoch entsetzt, wie schnell bei dem „großen Kollegen“ in Hannover Engagement und viel Entwicklungsarbeit zu Nichte gemacht wird.
Science Bridge bietet nach wie vor den Dialog – denn dafür ist ein Schülerlabor da. HannoverGen hat die Dialogbereitschaft nicht geholfen. Science Bridge bedauert es, dass in Niedersachsen ein wichtiger Faktor aus der Schullandschaft verschwunden ist.